Es ist der 17.03.2011. 19:30 Uhr. Wir stehen vor dem Caffè Kunsthaus in Meran. Heute Abend ist es Zeit. Zeit für Kunst. Für Kunst Meran. Genauer gesagt für ein Kunstgespräch. Tony Cragg in 4D lautet das Thema des Abends.
Angelockt von den Artikeln zur Ausstellung und neugierig auf die Wirkung der Skulpturen haben wir unsere erste Begegnung mit Craggs Kunstwerken nun schon hinter uns. Nämlich direkt auf dem Platz vor der Sparkasse. Für uns, die wir das Kunsthaus nie zuvor besucht haben, wirkten die überlebensgroßen Skulpturen so zugleich als Wegweiser. Praktisch, denn so gelangten wir mühelos auf den richtigen Weg.
Im Kunstcaffè angekommen, lassen wir den „aperitivo lungo“, zu dem uns geraten wird, aus. Stattdessen gibt es Sportwasser und Pfirsichsaft. Wir wollen schließlich ganz bei der Sache sein, wenn Hannes Egger in Begleitung des einheimischen Bildhauers und Videokünstlers Peter Senoner an 18 ausgesuchten Skulpturen und einigen Zeichnungen zeigt, wie „etwas Festes aus dem Strömenden“ werden kann.
Und dann geht es auch schon los. Toll schon allein der Rahmen: Das „Haus im Haus“ erscheint mir genau der richtige Platz zu sein für Tony Craggs Werke. Die Beleuchtung und die „Durchblicke“, die durch Fenster, Türen, Spalte und verglaste Treppen möglich sind, verändern mit jedem Schritt den Blickwinkel auf die einzelnen Exponate und unterstreichen so die Bewegung, die den Stücken innewohnt. Jeder Blick fördert Neues zu Tage. Ebenso wie die Innensicht, die Peter Senoner uns ermöglicht. Hinweise zum Entstehungsprozess, zu den Materialien und den Beweggründen eines Bildhauers im Allgemeinen und auf die einzelnen Kunstwerke bezogen, ermöglichen einen um vieles besseren Zugang zu den Stücken.
Die Verbindung von organischen Formen und traditionellen Materialien ist zugleich elementar und ungewöhnlich, beruhigend und aufwühlend und dabei ebenso zerbrechlich wie monumental. Ein Denken, dass die Richtung wechselt, Reflexion, Sprachskepsis, Intuition und der Wandel der Materie bewegen Tony Cragg. Bewegen seine – von unten her aufgebauten – Skulpturen, die doch zugleich in sich ruhen. Bewegen auch den Betrachter, der nicht stehen bleiben kann, der die Exponate beinahe umrunden muss. Sie umrunden muss, um zu sehen, was sie noch bereit halten, was sie auf ihren unzähligen anderen Seiten verbergen.
Das letzte Stück, die letzten Stufen und schon ist dieser interessante Abend zu Ende. Ein herzlicher Dank an die Initiatoren, an Hannes Egger und an Peter Senoner. Dafür dass sie uns einen Künstler und sein Werk auf ganz besondere Weise näher gebracht haben.
Die Skulpturenausstellung des in Deutschland tätigen, britischen Bildhauers Tony Cragg ist noch bis zum 29.05.2011 zu Gast im Haus der Sparkasse in Meran. Zeit genug, einen Besuch einzuplanen. Empfehlenswert sind dabei auch die beiden noch anstehenden Künstlergespräche: Am 21. April wird Hannes Egger von Franz Pichler begleitet, am 19. Mai ist dann Thaddäus Salcher zu Gast.
Nähere Informationen liefert die Webseite www.kunstmeranoarte.org.