Nachdem die Reservierungsbestätigung schon seit Wochen auf meinem Schreibtisch liegt, ist es nun endlich mal wieder soweit: Zeit fürs Kastelruther Spatzen Heimspiel beim alljährlichen Sommer-Open-Air auf der Tirlerwiese leicht oberhalb von Kastelruth. Heuer ist’s ein Pfingst-Festival und zum ersten Mal wird drei ganze Tage lang gefeiert. Am Pfingstsonntag nämlich gibt es auf Betreiben des Spatzes Albin erstmals ein Rockkonzert im Anschluss an den Spatzen-Frühschoppen.
Los geht’s also von Ronzone über die Mendel hinab nach Eppan, durch Bozen hindurch und auf der anderen Seite wieder hinauf. Vorbei an den Plakaten vom Oswald-von-Wolkenstein-Ritt (der war leider schon vergangenes Wochenende) fahren wir durch Völs und Seis Richtung Festplatz und planen, das Auto direkt auf dem oberen Parkplatz abzustellen.
Über uns eine geschlossene Wolkendecke. Schon ziemlich grau aber noch hält sie zurück. Mal schauen, wie lang das so bleibt.
Am Ortseingang komm ich ins Staunen: Wie lange ist es her, dass ich das letzte Mal in Kastelruth war? Hhm, ein Jahr vielleicht schon, länger aber sicher nicht. Hier ist ja alles neu. Links Tiefgaragen, Parkhäuser, weiter vorn ein neues Schulgelände, davor die Umgestaltung von Parkplätzen in Arbeit, eingerüstete Hotels und Privatgebäude: In der Heimat der Kastelruther Spatzen tut sich was.
Noch vorbei am Kaufhaus Silbernagl, dann ist aber Schluss mit weiterfahren. Die Feuerwehr lotst alle Konzertbesucher auf gepflasterte Plätze im Ort, denn nach tegelangen heftigen Regenfällen ist die Wiese oben am Festplatz schon jetzt ein halbes Sumpfgebiet; Hunderte von Fahrzeugen, die dort mehrere Stunden im Regen parken noch nicht einkalkuliert.
Also heißt es zu Fuß hinauf oder auf den Shuttle-Bus warten. Wir entscheiden uns für den Shuttle und erreichen um 15:25 Uhr das Kassenhäuschen am Konzertgelände. Schnell die vorbestellten Karten geholt und beim Einlass angestellt. Der Weg zu Tisch Nummer 96 in Reihe 6 im Block A ist schnell gefunden. Tische und Bänke werden blitzschnell von einem Team fleißiger Helfer vom Wasser befreit. Der erste Weg führt zum Souvenirstand. Nein, nicht wegen einem Spatzen Schal oder der neuesten CD, sondern um die praktischen Regencapes zu erwerben, denn die ersten Tropfen sind – wie erwartet – bereits im Anmarsch.
Entsprechend gering ist leider anfangs auch der Andrang, denn so manch einer lässt sich vom zwar leichten, aber andauernden Regen abschrecken. Obwohl das Rahmenprogramm einmal mehr wirklich hochwertig ist:
Extrem pünktlich betritt der Völser Michael Fischnaller die Bühne. Auf ihn folgte die Sarner Gruppe Vollbluet, Jenny, die Tochter des Bandleaders der Bergdiamanten, trat ebenso auf wie die Bergdiamanten selbst, bevor die Sintis aus dem Westerwald für Stimmung sorgten.
Langsam aber sicher füllen sich jetzt auch die leeren Bankreihen. Zur Belohnung klart der Himmel bei Jörg Wolf ein wenig auf, der Regen lässt nach und wie zuvor schon einmal bei Vollbluet, kann man nun sogar den Schlern naja, sagen wir erahnen. Auch der Auftritt von Alexander Rier geht beinahe gänzlich ohne Regen über die Bühne ebenso wie die Ankunft der Spatzen.
Passend zu den zahlreichen Baustellen in Kastelruth reisen die denn auch als Bauarbeiter an. Bei diesem Wetter eine mehr als geeignete Kleiderwahl: in schweren Schuhen und Gummistiefel gelangen sie trotz des inzwischen vollkommen aufgeweichten Festplatzbodens trocknen Fußes auf die Bühne. Und für die kommenden 2 ½ Stunden zählt das Wetter nicht.
Vor inzwischen voll besetzten Reihen zeigen die Spatzen wieder, warum die meisten Menschen, die einmal ein Live-Konzert besucht haben, immer wieder kommen. Hits wie „Ich schwör“, „Immer noch…“, „Eine weiße Rose“, „Dreimal am Tag“ oder „Ein Kreuz und eine Rose“ ersetzen die fehlende Sonne. Stehend verbringen wir – wie die meisten anderen auch – die letzte halbe Stunde, bevor es nass, voller Schlamm und vom Mitsingen heiser gegen 23 Uhr zu Fuß den Berg hinab in Richtung Auto und durch die Nacht wieder zurück ins ebenso nasse Ronzone geht.
Der Seiser Feuerwehr sei, ebenso wie all den anderen freiwilligen Helfern, Bewunderung gezollt: Die Umstände waren wahrlich schwierig, sie aber haben das Beste daraus gemacht!
Impressionen vom verregneten Kastelruther Spatzenfest 2011
Gratulation zu diesem Beitrag. Sehr Informativ sowie schöne Fotos. Herzliche Grüße