Die größte Privatkellerei Südtirols, die Kellerei Lageder aus Margreid, hat heute am 05. März kurz vor der Vinitaly (www.vinitaly.it) zur heuer 14. Auflage der „Summa“, seiner alljährlichen Weinverkostung geladen.
Obwohl die Weinveranstaltung nur für Fachpublikum zugänglich ist, schaffe ich es zusammen mit einigen Kollegen die prestigeträchtige Veranstaltung zu besuchen. Ich habe mir sagen lassen, dass die Kellerei Lageder dieses Treffen von Winzern aus aller Welt immer extra kurz vor der Vinitaly ansetzt um einen Gegenpool zu der Vinitaly zu schaffen. Das Weingut Lageder will damit nicht nur anbautechnisch, sondern auch Marketing technisch eigene Wege beschreiten.
Dass der Lageder seinen ganz eigenen Kopf hat wissen die Magreider schon längst. So war er einer der ersten der den biodynamischen Weinbau in Südtirol erfolgreich eingesetzt hat.
Biodynamisch bedeutet biologisch-dynamische Landwirtschaft nach anthroposophischen Grundsätzen auf Grundlage der landwirtschaftlichen Richtung von Rudolf Steiner. Produkte die nach diesen Maßstäben entstehen können unter der geschützten Marke Demeter vertrieben werden.
Wir haben es also auf die Weinverkostung geschafft. Zum Glück sind wir nicht allesamt „nur“ Sonntagsweintrinker. Einer von uns ist Weinvertreter und Weinmarketingbeauftragter bei einer bekannten Traminer Privatkellerei und kann somit auf seine berufliche Erfahrung und auch auf das Wissen, welches er sich in einem 9 montägigem Sommelierkurs angeeignet hat, zurückgreifen. Der andere ist ein junger Bauer, der zwar erst kürzlich in dieses Milieu gewechselt ist, aber schon seinen eigenen Sekt eingekellert hat.
Nur wir zwei Brüder sind fachlich etwas schwach auf der Brust. Ich persönlich trinke eigentlich nur zwei Sorten: vormittags Gewürztraminer, nachmittags Lagrein.
Heute muss ich eine Ausnahme machen, wobei ich aber dazu sagen muss, dass es heute nicht ums Trinken, sondern um das Verkosten, also ums Riechen, Schmecken, Probieren und Ausspucken geht.
Mit dem Ausspucken ist das so eine Sache. Zumindest für uns beide Nichtexperten. Der erste Schluck Sauvignon von einem österreichischen Weingut spucken wir gerne aus, andere vor allem einen ziemlich Säure und Mineral haltigen Riesling aus dem Gebiet der Mosel vom Weingut Reichsgraf von Kesselstatt würden wir gerne Glas Weise schlucken.
Aber zurück zum Beginn der Verkostung. Das Weingut Lageder hat keine Mühen gescheut und bietet seinen Gästen nicht nur Flüssignahrung, sondern auch eine reiche Auswahl an festen Lebensmitteln. Vom Südtiroler Speck bis zum delikaten Fisch und süßen Apfelkiachln ist alles dabei.
Nach dem delikaten Mittagsmahl haben wir die vertikale Vergleichsverkostung von drei Cabernet Sauvignon Cuvès des Weingutes Le Sincette besucht.
Der Besitzer des 35 ha großen Weinguts (die Italiener sagen Tenuta dazu), das teilweise auch aus Olivenhainen, Weizen- und Gerstfeldern besteht, erläuterte uns, dass Le Sincette einer der ersten Betriebe Italiens war der auf biologisch dynamischen Weinbau umgestellt hat. Wenn ich mich noch recht erinnere war das 1997. Das Weingut liegt am südöstlichen Ufer des Gardasees auf Seehöhe und ist vom Klima dieser Gegend geprägt. Teilweise gute Luftzirkulation, teilweise auch feuchte Staulage.
Wir bekamen drei Jahrgänge eingeschenkt: 2008, 2007 und 2005. Das Fachsimpeln erspare ich mir nun um mich nicht mit Falschaussagen zu verzetteln. Ich gebe lieber meinen Eindruck als Nichtexperten wieder. Ein Verkostungsteilnehmer saß nicht am Verkostungstisch, sondern stand vorne neben dem Gutsbesitzer. Er löcherte den Vortragenden andauernd mit bohrenden Fragen. Ich verstand nicht ganz ob das Teil der Inszenierung sein sollte oder ob der Teilnehmer ein extra guter Weinexperte war, der es einfach wissen und der dem Besitzer des Weingutes Le Sincette so richtig auf den Zahn fühlen wollte. Als zum Beispiel der Weingutsbesitzer die Charakteristiken des Weines erläutern wollte, so viel im dieser Herr ins Wort uns sagte: „Mich interessieren nicht Weincharakteristiken, die können wir alle selbst erkennen! Mich interessieren die Emotionen die dieser Wein auslösen sollte.“
Ich wurde wieder einmal daran erinnert wie wichtig im Weinmarketing das Drumherum ist. Nicht das Produkt, der Wein steht im Mittelpunkt der Marketingstrategie, sondern der Wein als Event, der Wein als Kunst. Von einem bekannten Kunstkritiker (an den Namen kann ich mich leider nicht mehr erinnern) hatte ich mal gehört: „Mittlerweile hat sich die Kunst gewandelt. Nicht ein geschaffenes Objekt ist heutzutage Kunst, sondern die Inszenierung, die Darstellung des Ganzen Events ist die Kunst.“
Ich versuchte mich wieder auf den Wein zu konzentrieren. Leider hatte ich keine große Chance. Andere schmeckten zwischen den Jahrgängen große Unterschiede heraus. Ich Null – außer, dass der 2008er – wahrscheinlich aufgrund seines jungen Alters – ziemlich lange brauchte bis er den intensiven Barrique-Fassholz Geruch etwas ablegte und dass er wahrscheinlich aufgrund dieses Geruches weniger frisch wirkte als die anderen beiden.
Für mich als Nicht-Weinexperte war die vertikale Vergleichsverkostung einfach zu anspruchsvoll.
Die Verkostung hier bei den Weißweinen, die vor allem von österreichischen und deutschen Weingütern dominiert wird, ist da schon idealer für mich. Die Unterschiede zwischen den dargebotenen Weißweinen sind riesig. Sehr interessant für uns Südtiroler sind vor allem der ungewohnt hohe Säure- und Mineralgehalt der deutschen und österreichischen Weißweine.
Wieder bleiben mir zwei Weingüter nicht aufgrund Ihres Produktes, sondern aufgrund deren Geschichte, also dem Drumherum, am besten in Erinnerung.
Das Weingut Gut Hermannsberg, kann auf eine lange Geschichte zurückgreifen. Mit einem tollen Fotobuch präsentiert es dieselbe eindrucksvoll. Das Weingut bestand bereits vor dem ersten Weltkrieg. Es wurde vom preussische Königreich im Jahr 1902 gegründet und war ein Vorbildbetrieb der Region. Unter Adolf Hitler war es ein Vorzeige- und Angeberbetrieb des deutschen Diktators, was ein Hakenkreuz auf einem Weinetikett des Jahrganges 1943 dokumentiert. Seit einigen Jahren ist es in Privatbesitz.
Ein anderes sehr junges Weingut, das Weingut Schubert Wines beeindruckt durch die Geschichte seines Besitzers Kai Schubert, der vor circa 16 Jahren von Deutschland nach Neuseeland ausgewandert ist, weil er dort die Möglichkeit sah günstig 40 ha Weideland zu kaufen um darauf seine Idee eines Weinanbaubetriebes zu gründen. Obwohl es bzgl. Kauf und Einbürgerung ziemliche Hürden überwinden musste, hat er es nunmehr geschafft 14 ha Weinreben anzubauen und einen ziemlich guten Blauburgunder zu produzieren. Hut ab vor solchen Leuten, welche die … haben sowas durchzuziehen.
Nach den Weißweinbereich zieht es uns weiter zur Rotweinabteilung. Im herrlichen Gebäude des Anwesens Casòn Hirschprunn mit gewaltig großen und hohen Räumen präsentieren neben Weinkellereien und Sektkellereien aus Europa auch einige wenige Südtiroler Weingüter Ihre roten Spitzenweine und edle Tropfen.
Mittlerweile zieht mich das tolle Anwesen, die wunderschönen Kachelöfen und die mit Stuck verzierten hohen Decken fast mehr in den Bann als die Weinprobe. Man möge mir verzeihen.
So vergeht die Zeit wie im Fluge. Obwohl wir uns vorgenommen hatten einer Kellerführung beizuwohnen, schaffen wir das zeitlich nicht. Um 18.00 Uhr ist nämlich fürs Fachpublikum Schluss. Jetzt beginnt die Feier für die Aussteller, die nun nicht nur kosten, sondern beim Abendessen auch trinken dürfen 🙂
Wir halten uns noch einige Zeit im „Paradeis“, in der Vinothek der Kellerei Lageder mit den Mädels unserer Kollegen (die zu den Ausstellern gehören) auf und verlassen um circa 21.00 Uhr die gelungene Weinveranstaltung.
Weingüter und Weinkellereien der Summa 14
Im Granar (Speicher)
Deutschland
Baden
- Weingut Heitlinger
Mosel
- Weingut Reichsgraf von Kesselstatt
Nahe
- Gut Hermannsberg
Pfalz
- Weingut Odinstal
- Weingut Dr. Bürklin Wolf
- Weingut Christmann
Rheinhessen
- Weingut Wittmann
Frankreich
Languedoc-Roussillon
- Domain Mas des Quernes
Neuseeland
Wairarapa
- Schubert Wines
Österreich
Burgenland
- Weingut Feiler-Artinger
Kamptal
- Weingut Bründlmayer
- Weingut Schloss Gobelsburg
- Weingut Jurtschitsch
Kremstal & Neusiedlersee
- Weingut Sepp Moser
Neusiedlersee & Burgenland
- Velich – Moric
Steiermark
- Weingut Tement
Wagram
- Weingut Bernhard Ott
Portugal
Douro Valley
- 6. & 7. Douro Boys
Slowenien
- Weingut Tement
USA
Rutherford, Napa Valley
- Inglenook
Säfte
Nordrhein-Westfalen
- Obstkellerei Van Nahmen
Palast Casòn Hirschprunn 1. Stock
90 Jahre biologisch-dynamische Landwirtschaft – 86 Jahre Demeter
Weine
Deutschland
Baden
- Weingut Trautwein
- Weingut Zähringer
Nahe
- Weingut Im Zwölberich
Pfalz
- Das Hirschhorner WEinkontor
Rheingau
- Weingut Peter Jakob Kühn
Frankreich
Languedoc-Roussillon
- Moulin de Breuil
Italien
Marche
- Società Agricola Pievalta
Toscana
- DueMani
- Società AgricolaCaiarossa
Veneto
- Azienda Agricola Corte Sant’Alda
Österreich
Burgenland
- Weingut Schönberger
Wagram Wimmer-Czerny
Weingut Wimmer-Czerny
Palast Casòn Hirschprunn 2. Stock
Schaumweine
Italien
Lombardia
- Società Agricola Cavalleri
Veneto
- Nino Franco
Champagne
Frankreich
Champagne Èpernay
- Champagne Pol Roger
Weine
Italien
Abruzzo
- Azienda Agricola Valentini
Campania
- Società Agricola A Casa
- Viticoltori de Conciliis
Friuli Venezia Giulaia
- Aquila del Torre
- Marco Felluga – Russiz Superiore
Lazio
- Società Agricola Villa Caviciana
Lombardia
- Azienda Agricola Biodinamica Le Sincette
Marche
- Fattoria Mancini
Piemonte
- Azienda Agricola Forteto della Luja / Oasi WWF
- Azienda Agricola La Raia
- Tenute Cisa Asinari dei Marchesi di Grèsy
Südtirol
- Weingüter Lentsch
- Alois Lageder
- Loacker Tenute
Toscana
- Loacker Tenute
- Azienda Agricola Maremmalta
- Società Agricola Castello di Ama
- Società Agricola Montevertine
- Boscarelli
- Azeinda Agricola Conti Costanti
- Azianda Agricola Podere Forte
- Podere Il Carnasciale
- Tenuta di Petrolo
- Tenuta di Biserno
- Azienda Agricola Le Macchiole
- Società Agricola Monteverro
Trentino
- Azienda Agricola Foradori
- Azienda Agricola Maso Cantanghel
Veneto
- Società Agricola Anselmi
Und wer nun noch einige Südtiroler Kellereien kennen lernen will, der schaue hier vorbei: Südtiroler Kellereien
Fotos Weinprobe Summa 14